Experiencias

Hier halte ich euch über meine aktuellen Erlebnisse in Argentinien auf dem Laufenden.

 


09. August 2012, 00:56

Letzter Rundbrief aus Argentinien

Anbei findet ihr meinen letzten Rundbrief als PDF. Viel Spaß beim Lesen!

Samiras Rundmail.pdf

Redakteur

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03. April 2012, 21:03

4. Rundbrief aus Argentinien

Hola gente!
Jetzt gibt es mal wieder was von mir und meinen Erlebnissen in Argentinien zu lesen. Die Eindrücke sind immer noch so intensiv und reichhaltig, dass ich nur Bruchstücke beschreiben kann. Aber ich hoffe, euch wieder einen guten Einblick in mein Leben und meine Arbeit hier geben zu können. Viel Spaß beim Lesen!

Arbeit
Die langen Schulsommerferien sind jetzt seit einer Woche vorbei. Damit die Kinder sich nicht langweilten, haben wir drei Monate lang ein recht abwechslungsreiches Ferienprogramm gestaltet, von dem ich euch jetzt etwas berichten werde.
Morgens haben wir häufig ein Programm für die kleineren Kinder (3-12 Jahre in zwei getrennten Gruppen) zusammengestellt. Ich war gemeinsam mit Juliane für die Gruppe der 7-12 jährigen Kinder zuständig, die uns ganz schön herausforderten . Anfangs wollten leider nicht alle Kinder so wie wir wollten, und manchmal ging es etwas drunter und drüber. Das haben wir aber durch ein sehr einfaches Belohnungssystem recht schnell (einigermaßen) in den Griff bekommen. Zu Beginn beten wir mit den Kindern und erzählen eine Geschichte aus der Bibel, danach wird gemalt, gebastelt und gespielt. Dass das Ganze gut ankam, merkte man insbesondere dann, wenn wir mal nicht da waren und es infolgedessen es mal ein paar Tage kein Programm gab. Dann kamen die Kinder und fragten uns, wann wir denn endlich wieder etwas mit ihnen gestalten würden, da sie sich langweilten. Bei einigen blieb erfreulicherweise vieles von den Geschichten im Gedächtnis hängen. Ein Mädchen in der Gruppe kann das Erzählte von vorne bis hinten fehlerfrei wiederholen.
Nachmittags boten wir dann entweder Spiele wie Dosenwerfen, Eierlauf, Stelzenlauf, Sackhüpfen, Wassertransport, Schatzsuche oder Rennspiele etc. mit einer ähnlichen Altersgruppe an pausierten, weil wir abends bzw. nachts arbeiteten.
Die größeren Kinder und Jugendlichen finden es nämlich viel besser nachts zu spielen. So haben wir schon einige nächtliche Geländespiele veranstaltet, bei denen viel gerannt und gestritten wurde. Aber letztendlich hatten doch alle Spaß. Ca. einmal wöchentlich führten wir auch eine Filmnacht im Administrationsgebäude durch. Zufrieden waren die Jugendlichen erst, wenn wir wenigstens zwei Filme mit ihnen schauten ;​). Dabei bin ich dann schon das eine oder andere Mal auf dem angenehm kühlen Steinfußboden eingeschlafen… Besonders gut kam es auch an, wenn wir am Nachmittag, bevor wir den Film schauten, noch alle zusammen etwas wie Pizza oder Kuchen gebacken haben. Die Zubereitung macht Jungs wie Mädels Spaß, und während des Films wurden dann die gigantischen Riesenpizzen oder Kuchen verspeist.

Schon vor dem Ende der Ferien machte sich stark bemerkbar, dass die Schule bald wieder anfangen würde, weil alle Kinder, die im letzten Jahr durch Prüfungen gefallen waren, anfingen in die Schule zu gehen und die Prüfungen zu wiederholen. Da einige Kinder massive Probleme in Englisch haben, gab ich zum Ende der Ferien auch jeden Tag Englisch-Nachhilfe. Es erstaunte mich dabei leider wirklich, wie wenig sie tatsächlich können. Die Anforderungen sind nicht hoch, aber von dem, was meine Nachhilfeschüler eigentlich können sollten, konnten sie unterm Strich so gut wie nichts. Mein Ziel war es, sie irgendwie durch die Prüfung zu bekommen. Ich hatte zwei Schüler; einer hat es geschafft (der hat sich auch wirklich angestrengt) und der andere hat es nicht geschafft (der hat sich gar nicht angestrengt). Dass hier in Argentinien eigentlich niemand Englisch spricht, wundert mich jetzt auch nicht mehr.
Im März hat dann meine neue Arbeit angefangen. Ich weiß noch nicht genau, was ich morgens regelmäßig zu tun haben werde, aber bisher habe ich die kleinen Kinder in die Vorschule gebracht und auch wieder abgeholt, das Administrationsgebäude geputzt (die Putzfrau ist seit Neujahr in Rente und es gibt noch keine neue…), Lebens- und Putzmittel vom Großeinkauf an die verschiedenen Häuser verteilt und ein paar Büroarbeiten erledigt.
Nachmittags gebe ich jetzt immer Nachhilfe für drei Jungen aus der siebten Klasse in Mathe (für alle, die jetzt ungläubig die Augen aufreißen: ja, Mathe), Spanisch (ich weiß, auch etwas seltsam, dass ich als Deutsche Argentiniern ihre Sprache beibringen soll, aber ich kann ihnen da tatsächlich etwas helfen) und gelegentlich auch in Englisch. Für die Mathe-Nachhilfe musste ich mir erst mal die argentinische Weise der Division aneignen, die nämlich enorm von der Deutschen abweicht. Ich finde die hier viel komplizierter. Auch die Methode zum Lösen von Multiplikations- und Subtraktionsaufgaben unterscheidet sich, ist aber ähnlich.
So lerne ich jetzt auch viele neue grammatikalische und mathematische Fachbegriffe auf Spanisch kennen, was ich vorher nicht unbedingt erwartet hätte.
Ausflüge
Im Januar und Februar haben wir Volontäre auch einige Ausflüge gemacht und konnten die Umgebung außerhalb des Kinderheims erkunden.
Z.​B. haben wir die naheliegenden Ruinen von „San Ignacio“ und „Santa Ana“ besichtigt. Das sind Überbleibsel der ehemaligen Jesuitenreduktionen, wo die Guaraní-Indianer missioniert werden sollten; waren in Oberá, einer nahegelegenen, etwas größeren Stadt, in Aristubolo del Valle, einem Kaff, wo wir einen Jugendgottesdienst besucht sowie bei Leuten übernachtet haben, die wir bis dahin überhaupt gar nicht kannten. Und wir waren häufiger mit Freunden in Freibädern, da das bei den Temperaturen hier oft das Sinnvollste ist, was man machen kann.
Außerdem haben wir an zwei Freizeiten teilgenommen. Eine davon war eine christliche Freizeit für Teenies, und wir haben mitgearbeitet, d.​h. Spiele veranstaltet, mit in den Zimmern geschlafen, um darauf zu achten, dass nicht alles drunter und drüber geht sowie hier und da mal mit angepackt, wo Not am Mann oder an der Frau war.
Eine typisch argentinische Angelegenheit war auch die Fahrt zu dieser Freizeit. Alle Kinder des Heims, die das entsprechende Alter hatten, wir Volontäre, jede Menge Matratzen und weiteres Gepäck wurden zusammen auf die Ladefläche eines Jeeps gepackt, und so ging es dann mit ca. 15 Leuten in einem Jeep, der normalerweise nur drei Sitzplätze besitzt, auf zur Freizeit über Straßen mit der staubiger roten Erde von Misiones.
Für mich war es ein wenig befremdlich, dass es jeden Abend eine Art „Gerüchtebox“ gab. D.​h. die Kinder konnten den ganzen Tag über Zettelchen mit irgendwelchen Gerüchten, die sie gehört hatten oder gerade selber erfanden, in eine Box schmeißen. Abends bzw. mitten in der Nacht wurden die dann vorgelesen. Wenn über ein paar Personen auffällig viel geschrieben wurde, mussten diese nach vorne kommen und es wurde ein „ernsthaftes“ Gespräch geführt. Das Ganze erinnerte ein wenig an die schlechten Talkshows, die in Deutschland entweder nachmittags oder mitten in der Nacht laufen. Auch ich wurde nicht davon verschont, denn dank eines lieben Mitvolontärs ;​-) landeten ein paar Zettel über mich und einen anderen Mitarbeiter in der Gerüchtebox und uns wurde eine Beziehung nachgesagt. In meinem Fall fand ich das Ganze ziemlich lustig, aber insgesamt bin ich der Meinung, dass dadurch die argentinische Gerüchteküche, die ohnehin sehr viel intensiver brodelt als die deutsche, nur noch mehr gefördert wird und sogar Lügen entstehen, die viele der Leute tatsächlich glauben.
Auf der zweiten Freizeit waren wir dann als Teilnehmer und sie erinnerte mich etwas an das BUJU (für die Leute, denen das etwas sagt), nur kleiner und argentinischer eben. Wir zelteten, wussten aber vorher auch nicht, wie wir alle in dem kleinen Zelt, das uns unsere Chefin zur Verfügung gestellt hatte und eigentlich nur für drei Personen ausreichte, unterkommen sollten. Denn wir waren fünf Volontäre (eine Mitvolontärin aus Virasoro war auch dabei) und dann noch ein Mädchen aus dem Heim. Wir haben schon überlegt, ob es möglich sein würde unter freiem Himmel zu schlafen. Aber es war Regen angesagt. Letztendlich konnten Juliane und ich aber glücklicherweise noch bei einer Freundin mit im Zelt schlafen, auch wenn es trotzdem sehr gequetscht war. Doch haben wir ohnehin kaum geschlafen.
Auf dieser Freizeit hatten wir die Möglichkeit, Freundschaften zu vertiefen sowie auch viele neue Leute kennen zu lernen. Ich hatte sehr viel Spaß, gute Gespräche und bekam einige geistliche Impulse mit auf den Weg.
Ein weiterer Ausflug ging nach Virasoro, wo wir ein Wochenende lang unsere Mitvolontäre Anni und Niklas besucht haben, die dort in einer Kirche tätig sind. Wir bekamen einen Einblick in ihre Arbeit, lernten den Ort sowie ihre Freunde kennen und an einem Tag machten wir einen Ausflug mit ihren Nachbarn nach Ituzaingó. Das ist ein wunderschöner Sandstrand am Río Paraná, dem drittgrößtem Fluss der Welt, nach dem Nil und dem Amazonas. Dort verbrachten wir einen sehr entspannenden Tag mit Schwimmen im klarem Wasser und Sonnenbaden. Die Erfrischung tat echt gut, wenn man bedenkt, dass wir dran gewöhnt sind zu kleben, bei Temperaturen um die 40 Grad und einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit.
In der zweiten Februarhälfte kam die Familie von Lise, einer Volontärin, zu Besuch und gemeinsam mit ihnen, Anni und Niklas, fuhren wir ein zweites Mal zu den Iguazú-Wasserfällen. Dieses Mal blieben wir drei Tage lang und konnten so auch die brasilianische Seite bewundern. Auf dieser Seite hat man einen besseren Überblick über die Wasserfälle, auf der argentinischen Seite ist man dafür näher dran und spürt die Wasserfälle hautnah. Es fiel mir gleich auf, dass der Fluss deutlich weniger Wasser führte, als bei unserem letzten Besuch, trotzdem waren sie imposant wie eh und je und ich bewunderte Gottes Schöpfung, die sich durch die Fälle mitten im Urwald in ihrer schönsten Form zeigt. Nicht umsonst wurden die Iguazú-Fälle vor kurzem zu einem der sieben neuen Naturweltwunder erklärt.
Auch an Tieren kann man dort einiges bewundern. Am aufdringlichsten sind aber die Nasenbären, die gerne mal Essen klauen. Niklas haben sie seine ungeöffnete Chipstüte aus der Hand gerissen und sind damit im Wald verschwunden, wo sie die Chips als Mittagessen genossen und danach erst mal eine Runde schliefen (die Siesta ist in Argentinien eben unabdinglich). Die Guaraní-Indianer haben sich diese Tierchen früher als Haustiere gehalten, und die sind auch echt niedlich. Aber ich glaube, mir wären sie als Haustier zu verfressen ;​-).
Urlaub…
… haben wir bisher noch nicht wirklich gemacht, aber heute geht es endlich los. Zunächst eine Woche nach Córdoba (die Hauptstadt einer gleichnamigen argentinischen Provinz, mit 1,​35 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Landes. Sie liegt im geografischen Zentrum des Landes, östlich der Bergkette der Sierras de Córdoba). Und dann für eine Woche nach Bariloche am Fuße der Anden. Ich freue mich schon sehr, zu reisen und noch mehr von diesem vielseitigen Land kennen zu lernen. Wie es mir im Urlaub ergeht bzw. ergangen ist, könnt ihr dann im nächsten Rundmail nachlesen.

Ich freue mich immer über eure Rückmeldungen auf meine Rundmails und will mich bei allen bedanken, die an mich denken und mich im Gebet unterstützen. Ich fühle mich hier echt wohl und von Gott getragen. Das hier ist ein Jahr von unschätzbarem Wert für mich, das ich nie vergessen werde wegen all der erlebten Dingen wie geschlossene Freundschaften und der vielen Lernerfahrungen wegen. Es ist ein echtes Geben und Nehmen ist, so wie es sein sollte.

Ich denke oft an euch, meine Lieben, und sende viele sonnig-warme Grüße aus Argentinien!

Eure Samira


03. April 2012, 21:00

3. Rundbrief aus Argentinien

Hallo Leute,

hier kommt meine nächste Rundmail, ich hoffe kann euch damit einen kleinen Eindruck von meinem Leben hier geben .

Arbeit und Freizeit im Advent
Bevor der Advent begann, waren wir schon auf Hochtouren damit beschäftigt, die Adventskalender für alle fünf Häuser und die Familiengruppen die dort leben, fertigzustellen. Das war nicht wenig Arbeit bei den vielen Kindern. Außerdem haben wir zusätzlich noch jeweils einen für die Familie vom Hausmeister und die Familie unserer Chefin gebastelt. Adventskalender sind hier nicht besonders bekannt, und als wir die Kalender brachten, mussten wir den Brauch und auch, wie man den Kalender zu benutzen hat, erst mal erklären. Die Volontäre, die vor uns hier waren, hatten auch schon welche produziert, aber da viele neue Mitarbeiter und Kinder da sind, mussten wir alles erneut erklären. Die Arbeit hat sich allerdings gelohnt, denn die Kinder haben sich riesig darüber gefreut, auch wenn jeden Tag wirklich nur eine winzige Kleinigkeit für jedes Kind in den Beuteln war.
Ansonsten haben Anfang Dezember hier die Ferien angefangen, und wir gestalten jetzt ein Freizeitprogramm für die Kinder. Jeden Tag unternehmen wir etwas mit unterschiedlichen Altersklassen oder Familiengruppen, machen Geländespiele, Sportturniere, lustige Spiele, basteln (aufgrund der Weihnachtzeit bisher vorwiegend Dinge wie Sterne für die Fenster oder Windlichter), flechten den Mädchen bunte Bänder in die Haare oder lackieren Fingernägel, backen Plätzchen, erzählen Geschichten, machen kleine Ausflüge, gehen ins Freibad, veranstalten Filmnächte, Nachtspiele, schlafen draußen auf dem Sportplatz und vieles mehr. Die Kinder freuen sich immer sehr, wenn wir uns mit ihnen beschäftigen. Wir werden oft gefragt, wann wir denn endlich etwas mit dieser oder jener Altersgruppe planen würden. Auch die Kinder selber bringen Ideen ein für die Dinge, die wir mit ihnen machen können. Das Ganze bereitet mir riesigen Spaß, und ich bin froh, dass ich dafür noch die nächsten zwei Monate zuständig bin. Anfangs hatten wir etwas Respekt vor dieser Aufgabe, da so viele Aktivitäten unserer Vorgänger-Volontäre in den Himmel gelobt wurden. Aber inzwischen haben wir gemerkt, dass unser Programm auch gut ankommt.
Allerdings müssen wir unser Programme gleichzeitig auch sehr, sehr flexibel gestalten. Wir brauchen einen Plan, der aber viel Platz für Planänderungen enthalten muss. Denn häufig fehlen die Materialien für das, was wir eigentlich machen wollten – trotz unserer rechtzeitigen Vorabinformation an die Chefin. Sie hat dann einfach vergessen, alles zu besorgen (sie schreibt sich immer alles auf, hat allerdings mindestens zehn Schmierzettel, also ist es kein Wunder, dass da was untergeht). Oder wir werden einen Abend vorher benachrichtigt, dass wir am nächsten Tag frei haben, weil einer der unzähligen argentinischen Feiertage ist; oder, dass wir am nächsten Tag keine Aktivitäten durchführen sollen, weil irgendwelche besonderen Leute von sonst wo kommen; oder, dass am Abend ein Fest stattfindet.​.​. Es gibt sicherlich noch mehr Gründe für kurzfristige Planänderungen, aber das sind ausschließlich die, mit denen wir innerhalb von nur einer Woche konfrontiert wurden. Das war Anfang Dezember, aber bis jetzt hat sich daran noch nichts geändert, obwohl wir schon immer viel genauer nachfragen, als zu Beginn. Wir müssen eben mit Planänderungen planen…
Neben der Freizeitgestaltung der Kinder, hatten wir auch noch einige Aufgaben zu erledigen, die außerdem anfallen, z. B. den Großeinkauf in Posadas, Geschenke für die Kinder kaufen, sortieren und einpacken, für Weihnachten dekorieren, das Weihnachtsessen mit vorbereiten etc.​. Viele Weihnachtsvorbereitungen hätte man in Deutschland schon viel früher erledigt, wie z.​B. das Sortieren und Einpacken der Geschenke (das hier erst am 23. und 24. in Angriff genommen wurde).
Wenn dann dummerweise irgendetwas gefehlt hätte, wäre das doch recht suboptimal gewesen. Daran denkt hier aber niemand.
In unserer Freizeit machen wir viel mit den Jugendlichen aus dem Heim, spielen Volleyball, gehen in die Jugendgruppe, freitags in den Arca-Pub der Gemeinde (deutsch: Arche-Pub), Sonntagabends in den Gottesdienst und im Advent haben wir im Weihnachtschor der Gemeinde mitgesungen, wo wir auch zu vielen Proben mussten. Ein Lied habe ich zusammen mit Anderen mit der Querflöte begleitet.

Was mich beeindruckt
… sind z.​B. die Hausmütter-und Väter hier (Tíos und Tías).
Sie stecken bis zum Hals in Arbeit, weil sie alle mindestens 12 Kinder im Haus haben und die Tíos zusätzlich zu der Arbeit im Kinderheim immer noch einer anderen beruflichen Tätigkeit nachgehen. Trotzdem strahlen sie Fröhlichkeit, Herzlichkeit, Mütterlichkeit bzw. Väterlichkeit und Gelassenheit aus. Das ist echt ein Job, bei dem man mit Herzblut dabei sein muss. Der Jahresurlaub fällt doch eher mickrig aus, und an den Wochenenden haben sie ja auch nicht frei. Die Kinder stammen aus schwierigen sozialen Hintergründen und brauchen viel Aufmerksamkeit, Liebe sowie Fürsorge. Das ist ein Knochenjob, und die eigenen Kinder kommen den Einsatz ihrer Eltern vielfach ein wenig zu kurz. Manchmal sieht man, dass die Tíos etwas erschöpft sind und auch, dass all die Kinder noch mehr Aufmerksamkeit vertragen könnten. Aber das kann ja kein Mensch leisten. Ich weiß nicht, ob ich eine solche Aufgabe auf Dauer aushalten könnte. Jedoch die bleiben Hauseltern oft Jahre lang hier, was ja auch sehr wichtig ist.
Außerdem bewundere ich noch einige der älteren Kinder hier, die man ja eigentlich kaum noch als Kinder bezeichnen kann, z.​B. Diana. Sie hat gerade die Schule abgeschlossen und keine leichte Vergangenheit gehabt. Sie strahlt Fröhlichkeit und Herzlichkeit aus; sie ist einfach ein Sonnenschein. Schade, dass sie das Heim vor kurzem verlassen hat, aber es ist auch schön zu sehen, dass sie so gut mit ihrem Leben zurechtkommt. Sie war das älteste „Kind“ in ihrem Haus und kümmerte sich um die vielen kleinen mit unheimlich viel Geduld, Liebe und Witz, half ihrer Tía sehr und war dabei gechillt ohne Ende, obwohl die Kleinen manchmal sooo anstrengend sein können. Vier von den Kindern in dem Haus sind noch im Kindergartenalter, drei im Grundschulalter und eins ist geistig behindert. Vor allem die Mädels mittleren Alters, die in dieser Familiengruppe leben, haben schon viel erlebt. Doch auch die anderen können keinesfalls auf eine unbeschwerte Kindheit außerhalb des Heims zurückblicken. In dem Haus wohnen zusammen 13 Kinder und natürlich noch die Tíos. Ich denke, dass ich vielleicht häufig ganz schön am Ende wäre, wenn ich in diesem Haus leben würde, zumal es natürlich auch gar keinen Rückzugsort gibt.
Insgesamt finde ich es überhaupt oft beeindruckend, wie gut die Heimkinder hier zumeist „gelingen“. Sie sind, wenn sie älter werden, sehr herzlich und fröhlich. Viele von ihnen haben auch einen festen Glauben an Gott, trotz all der widrigen Lebensbedingungen, die sie schon hinter sich bringen mussten. Man spürt, dass Gott hier in Leben eingreift, verändert und den Leuten im Heim Liebe füreinander schenkt.


Feste
Ende November und den ganzen Dezember hindurch gab es hier viele Feste, und wir haben uns die eine oder andere Nacht um die Ohren geschlagen. Während in den ersten drei Monate in dieser Hinsicht eigentlich fast gar nichts los war, wurde im Dezember jetzt alles nachgeholt.
Es fing Ende November mit dem Abschlussball der Schulabgänger an. Wir kramten unsere besten Kleider, die wir mitgenommen hatten, aus dem Schrank, aßen natürlich - wie auf wirklich JEDEM Fest hier - Asado (Grillen mit viel Rindfleisch, Hühnchen, Würstchen und manchmal auch Schweinefleisch)
und tanzten bis in die frühen Morgenstunden. Die Leute hier tanzen völlig anders als in Deutschland und das auch zu ganz anderer Musik. Beides, Musik und Tanzstil, gefallen mir viel besser als auf deutschen Partys. Hier kann man das auch wirklich Tanzen nennen. Auf jedem Fest lernen wir besser zu tanzen, obwohl bei mir schon manchmal ein wenig Neid aufkommt, wenn ich sehe, wie viele der Einheimischen ihre Hüfte schwingen können. An Weihnachten sagte die kleine, dreijährige Maria zu Juliane und mir „imuevo mi colita!​“ (was so viel heißt wie „Ich bewege meinen Hintern!​“) und fing an beeindruckend mit der Hüfte zu wackeln.
Weitere Feste im November und Dezember waren die Abschiedsfeier eines Ehepaares, das hier langjährig als Hauseltern gearbeitet hat und jetzt nach Oberá zieht, die Geburtstagsfeiern von Juliane und Vera, die wir beide bei uns zu Hause veranstaltet haben, und diverse sehr spontane kleine Abschiedsfeiern.
Die Veranstaltung der Feste hier bei uns auf der Terrasse war anfangs sehr spannend für uns. Denn wir wussten weder um welche Uhrzeit die eingeladenen Gäste kommen (eine Zeit anzugeben, hilft nicht wirklich), ob sie, wie versprochen, etwas zu Essen mitbringen, ob sie überhaupt kommen oder ob sie noch wen mitbringen. Letztendlich kamen die meisten, wenn auch ziemlich spät. Manche brachten wen mit, dafür hatte der größte Teil das Essen „vergessen“, was aber nicht schlimm war. Irgendwie sind doch alle satt geworden. Die Feste bei uns waren sehr schön: Wir spielten ein paar Spiele, die man mit möglichst vielen Leuten spielen kann, und am Ende wurde auch immer getanzt.
Das wichtigste Fest im Dezember war natürlich Weihnachten. Und ich kann sagen, so ein Weihnachten hab ich noch nie erlebt. Um acht Uhr abends ging es in den Weihnachtsgottesdienst, wo wir mit dem Chor sangen und der ca. um zehn Uhr abends zu Ende war. Danach wurde natürlich zusammen mit dem ganzen Kinderheim Asado gegessen. Die, die schon fertig waren mit Essen, fingen an zu tanzen. Es herrschte ein riesiges Chaos, da wir aufgrund des regnerischen Wetters drinnen feiern mussten. Als dann das Meiste schon abgeräumt war, wurden die Geschenke an die Kinder verteilt. Jedes Kind wurde einzeln aufgerufen und bekam sein Geschenk unter lautem Applaus der Meute.
Was mich dann am meisten überrascht hat, war, dass gegen zwölf Uhr nachts alle rausstürmten, Feuerwerk gezündet wurde und sich gegenseitig frohe Weihnachten wünschten. Die ganze Szene erinnerte mich mehr an Silvester als an Weihnachten. Danach wurde auch noch mit allen angestoßen, und sodann wurden Gruppenfotos von allen Familiengruppen mit ihren Sektgläsern gemacht. Anschließend wurde natürlich noch bis in die Morgenstunden weitergefeiert und getanzt.
Das war mal ganz anders als das im Vergleich ruhige Weihnachten mit der Familie, das ich aus Deutschland so gewohnt bin.
Silvester war für uns zumindest etwas ruhiger als Weihnachten. Wir feierten zusammen mit der Familie unserer Chefin, unseren Mentoren plus Familie und ein paar Leuten aus der Gemeinde in einem privatem Freibad. Mit anderen Worten: Dieses Jahr bin ich also nicht ins neue Jahr gerutscht, sondern geschwommen ;​). Als bei euch in Deutschland schon das Jahr 2012 angefangen hatte, plantschte ich nämlich gerade im Wasser. Später aßen wir, wie sollte es auch anders sein, Asado ;​-), unterhielten uns und lachten viel. Irgendwie kam mir an diesem Abend alles wie im Film vor: das Wasser, die Lichter, die ruhige Musik, die kalten Getränke und das Gelächter. Auch an Silvester gab es hier natürlich Feuerwerk, das wir aber nicht gesehen haben. Wir waren zu weit ab vom Schuss, und als wir dort ankamen, wo man das Feuerwerk hätte sehen können, war es schon vorbei.
Mir war das allerding ziemlich egal, immerhin habe ich es gerochen ;​-). Um ein Uhr sind wir zurück zum Kinderheim gefahren und haben hier mit den Jugendlichen weiter gefeiert. In dieser Nacht habe ich so viel getanzt, dass ich jetzt immer noch Muskelkater davon habe…
Ich hoffe, euch in Deutschland oder dort, wo auch immer ihr euch grade rumtreibt, geht es gut, und ihr hattet einen guten Start ins Jahr 2012. Wer noch mehr Fotos vom letzten Monat sehen will, kann sich auf meiner Homepage www.​samira-argentina.​de umschauen, ich hab wieder welche hochgeladen.

Liebe Grüße aus Argentinien,
eure Samira

Redakteur

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03. April 2012, 20:58

2. Rundbrief aus Argentinien

Hallo zusammen,
jetzt habt ihr schon lange nichts mehr von mir gehört, tut mir leid, dass mein zweiter Rundbrief so lange auf sich warten ließ. Ich gelobe Besserung ;​-).
Ich bin inzwischen fast drei Monate hier in Argentinien und mir gefällt es immer noch sehr gut. Ich habe so viel erlebt, dass ich euch nur einen kleinen Bruchteil davon berichten kann. Dieses Mal habe ich die Mail in verschiedene Themenbereiche aufgeteilt. Viel Spaß beim Lesen .

Arbeit
Meine Arbeit im Gemüsegarten, im Hof und beim renovieren ist jetzt beendet. Als ich nachmittags im Gemüsegarten gearbeitet habe, sind oft viele Kinder mitgekommen, sodass es nicht mehr so langweilig, sondern oft richtig lustig war. Sie haben mehr oder weniger geholfen, aber auf alle Fälle haben sie mir die Arbeit versüßt, mit dem ganzen Quatsch, den sie anstellten.
Im Oktober habe ich dann Vormittags im Gemüsegarten nachmittags im Hof gearbeitet, dort musste ich aufräumen, rechen und Müll sammeln. Auch dabei war ich glücklicher Weise nicht alleine, sondern es gab immer ein paar Jungs aus dem Heim, die mir helfen mussten. Allerdings wäre ich ohne sie vermutlich mindestens genauso schnell, wenn nicht sogar schneller gewesen ;​-). Sie waren es, die mich endlich die richtige argentinische Arbeitsweise verinnerlichen ließen. Ordentlich zu spät kommen, schön langsam arbeiten, mindestens die gleiche Zeit Pause machen, wie man auch arbeitet und zwischendurch einen eiskalten Tereré (für die Gegend hier typisches Getränk) trinken. Wenn sie hörten, dass ich in meiner dreistündigen Siesta nicht geschlafen habe, waren sie entsetzt, denn der größte Teil der Argentinier liebt es zu schlafen. Da ich diese Arbeitsweise fast vollständig übernommen habe, finde ich die Arbeit eigenartiger Weise auch gar nicht mehr so anstrengend. An das ständige Warten auf Mitarbeiter oder darauf das irgendetwas fertig wird, damit ich weiter arbeiten kann, hab ich mich inzwischen auch gewöhnt. Hier lässt man eben alles ruhiger angehen, nach dem Motto „die Arbeit läuft ja nicht weg“.
Meine Arbeitsroutine wurde bzw. wird auch immer wieder von anderweitigen Aufgaben unterbrochen, z.​B. musste ich ab und zu auf Kinder aufpassen, wenn eine der Hausmütter irgendwas erledigen musste oder für besondere Anlässe beim Kochen helfen.
Es macht mir Spaß auf die Kinder aufzupassen und sie lieben einen, ohne dass man viel dafür tun müsste. Anfänglich machte ich mir oft Gedanken, wenn sie viel stritten und ich das nicht in den Griff bekam. Aber inzwischen kann ich erstens besser auf Spanisch schimpfen und zweitens hab ich gemerkt, dass auch die Hausmütter nicht verhindern können, dass sie sich streiten oder irgendwelche Dinge anstellen, die sie eigentlich nicht dürfen.
Sogar das kochen war sehr lustig. Zu Beginn fand ich es schon etwas ekelhaft z.​B. Hühnern die Reste von ihren Federn abzurupfen und sie auszunehmen. Ich spielte schon mit den Gedanken doch Vegetarierin zu werden, aber dann besann ich mich darauf, dass ich mich in dem Land des Rinderfleisches befinde und das hier nicht möglich ist. Stattdessen dachte ich halt nicht mehr so viel darüber nach und spätestens als Sergio, der Mann meiner Chefin, anfing mit einem Huhn zu tanzen, während er „Waka-Waka“ sang und im Refrain meinen Namen einsetzte, war ich mit Herzblut bei der Sache… da sieht man mal, wie viel Spaß man mit toten Hühnern haben kann ;​).
Momentan arbeite ich in der Bäckerei des Kinderheims und auch dort wird mir nicht langweilig, obwohl die Arbeit nicht die spannendste ist. Das Angebot der Bäckerei ist nicht besonders vielfältig – drei Sorten Brot, wovon eins Schwarzbrot heißt, aber in Wirklichkeit hellbraun ist, Käsestangen, zwei Sorten süßes Gebäck und von Zeit zu Zeit eine Torte oder ein Kuchen.
Dafür sind aber meine Mitarbeiter sehr nett und lustig. Unsere Arbeit gestalten wir interessanter indem wir Wettkäsestangendrehen machen oder Mehl sowie Margarine zweckentfremden ;​-). Beim Warten darauf, dass das Gebäck im Ofen fertig wird oder darauf, dass es abkühlt, werfen die Jungs und ich uns manchmal ein altes Stück Teig gegenseitig zu. Wer es drei Mal fallen lässt muss irgendetwas machen, was sich die anderen ausdenken. Ein Mal dürft ihr raten, wer es am häufigsten fallen lässt ;​-). Deshalb musste ich schon singen, Liegestütze machen, 2 Mal tanzen, Yeisson vom Eingang der Bäckerei bis zum Ofen tragen usw.
Zwei Wochen werde ich noch in der Bäckerei arbeiten, danach fangen hier die Sommerferien an und wir werden ein Ferienprogramm für die Kinder gestalten.

Freizeit
Nach der Arbeit sitzen wir oft mit einigen Kindern am Rand des Sportplatzes oder spielen Volleyball, Basketball oder Fußball und lassen somit den Tag ausklingen. Inzwischen stellen Unterhaltungen auf Spanisch quasi kein Problem mehr dar, so können wir die Leute hier nun auch noch besser kennen lernen.
Am Wochenende nehmen wir an vielen Aktivitäten der Gemeinde teil. Freitags hat ein Pub der Gemeinde für Jugendliche geöffnet, in dem wir häufig unseren Abend verbringen, Karten, Tischtennis oder Billard spielen oder einfach nur quatschen.
Jeden Samstagabend findet die Jugendstunde statt, zu der eigentlich immer gehen, wenn wir auch da sind. Danach gehen wir Volontärinnen oft noch mit einigen anderen Leuten aus der Jugend Eis oder Pizza essen.
Am Sonntag findet Abends die Bibelschule nach Altersklassen getrennt und danach zusammen der Gottesdienst statt. Der Gottesdienst ist oft sehr lebhaft, die Leute stehen auf beim Singen und klatschen zu den Liedern. An einem der Sonntage konnte ich leider die Gebete der anderen Gemeindemitglieder nicht verstehen, weil meine Sitznachbarn die ganze Zeit „Amen Jesús“, „Gracias Señor“ oder „sí Señor“ gerufen haben. Aber es gefällt mir sehr die anderen Sitten und eine andere Art zu glauben kennen zu lernen.
Demnächst werden wir anfangen im Weihnachtschor der Gemeinde zu singen, worauf ich mich schon sehr freue.
Manchmal machen wir am Wochenende auch Ausflüge, z.​B. zu der nahe gelegenen Stadt Oberá, die zwar kein Highlight ist, aber wenigstens etwas größer als Alem. Es tut ab und zu mal gut, einen Tag außerhalb des Kinderheims zu verbringen.
Gestern haben wir einen Ausflug zu den Iguazú-Wasserfällen unternommen, die nicht allzu weit von hier entfernt sind. Sie gehören zu den sieben modernen Weltwundern der Natur, was ich nur zu gut nachvollziehen kann, es war ein sehr beeindruckendes Erlebnis. Wer mehr über den Ausflug wissen will, kann gerne meine Homepage (www.​samira-argentina.​de) besuchen, auf der es demnächst ein Bericht sowie Fotos davon geben wird.

Umwelt
Umweltbewusstsein ist für viele Argentinier ein Fremdwort. Der Müll, den sie überall hinschmeißen oder irgendwo mit dem Auto abladen, stellt ein echtes Problem dar.
Durch den ganzen Regen wurde der z.​B. auch auf das Gelände des Kinderheims geschwemmt und ich musste ihn entfernen. Ich packte ihn in Säcke und fing irgendwann an mich zu fragen, wo das ganze Zeug denn hin soll. Auch im Gemüsegarten musste ich Müll sammeln und dachte mir, dass das so lange ja nicht dauern kann. Hin geschwemmt kann der Müll dort nicht werden und wer schmeißt schon Müll in einen Gemüsegarten? Dennoch brauchte ich drei Stunden um den Garten größtenteils von Müll zu befreien und wunderte mich, was man nicht alles so findet. Alte Schuhe, einen alten Motor, ein altes Waschbecken, kaputte Klamotten, alte Reifen, Plastikkanister, Tüten ohne Ende, Glasflaschen, Plastikfalschen, viel undefinierbare Dinge aus Metall und noch vieles mehr. Aber was sollte denn jetzt mit dem ganzen Zeug passieren? Die Frage wurde mir bald beantwortet. Wir schmissen alles auf einen großen Haufen und Lino, der Gärtner, verkündete mir, dass wir alles verbrennen würden. Ich wunderte mich doch etwas, zumal das bei diesen Materialien ja nicht nur giftige Dämpfe erzeugt, sondern die Dinge aus Metall ja gar nicht verbrannt werden können. Aber das wird hier schon seit Jahren so gemacht und man sieht hier häufig kleine Feuer, wo irgendwer entweder ein Stück Wald oder Müll verbrennt.
Auch beim Thema Autos sind die Argentinier nicht gerade Umweltbewusst. Wenn der Fahrer oder irgendwer anders aus seinem Auto steigt und „nur“ eine Viertelstunde etwas erledigen muss, bleibt der Motor an. Häufig auch, wenn er länger weg ist. Ich weiß nicht wie viel der Sprit hier kostet, aber so viel kann es offensichtlich nicht sein.

Haustiere
Mir wurde hier schon öfter die Frage gestellt, ob ich in Deutschland Haustiere gehabt hätte. Als meine Antwort hieß: „Ja, Meerschweinchen“, war das Gelächter häufig groß, es wurden sogar Tränen gelacht. Meerschweinchen laufen hier in freier Wildbahn rum und kein Argentinier würde auf die Idee kommen sich jemals eins als Haustier zu halten. Vielleicht ist das als ob man sich in Deutschland einen Marder halten würde. Mir wurde auch schon vorgeschlagen, ich könne ja mal morgens auf die Jagd gehen und mir eins fangen… Im Gemüsegarten sind die häufiger mal zu sehen.
Naja, Meerschweinchen habe ich hier nicht, aber dafür haben wir jede Menge anderer „Haustiere“. Das einzige Haustier, dass ich von denen aber wirklich mag, ist der Hund meiner Chefin, der sich gleichzeitig auch für unseren Hund hält und uns immer begleiten will wenn wir weg gehen. Ein sehr treues Tier.
Neben dem Hund haben wir auch noch jede Menge Fledermäuse, die unter unserem Dach leben und Nachts manchmal ganz schön Krach machen, aber die werde wir auch kaum los werden. Heute Morgen flogen dann munter zwei Vögel in unserer Wohnung rum, die vermutlich durch den Kamin hereingekommen sind. Wir hatten sie schon häufiger beim Essen gehört und gehofft, dass sie nicht irgendwann einen Ausflug zu uns herein unternehmen.
Unsere unbeliebtesten Haustiere sind mit Abstand aber doch die Kakerlaken. Da wir eine sehr alte Einbauküche haben und sie ihre Eier hinter den Schränken legen, werden wir sie auch nicht los. Deshalb heißt es Abend für Abend auf Kakerlakenjagd gehen, damit es wenigstens nicht viel zu viele werden. Ich bin schon froh, dass sie sich immerhin „nur“ in der Küche aufhalten und die anderen Räume verschonen.
Das sind aber leider immer noch nicht alle Haustiere, die ich hatte. Ich bin auch in den Genuss gekommen, das erste Mal in meinem Leben Läuse zu haben. Das ist hier sehr normal, viele Argentinier haben Läuse und mit meine Haarlänge, bei der Arbeit mit Kindern, kann das schnell passieren. Glücklicher Weise hatte ich schon ein Läusemittel aus Deutschland mitgenommen, denn die Argentinischen sind nicht so gut. Da ich aber kurz danach schon ein zweites Mal Läuse hatte, musste ich ein argentinisches ausprobieren und ich muss wirklich sagen, dass mir das deutsche Mittel lieber war. Sophie, eine geduldige Mitvolontärin, hat mir die Haare viele Male mit dem Läusekamm ausgekämmt, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Immerhin hab ich jetzt keine Läuse mehr und ich hoffe, dass das für den Rest der Zeit hier so bleibt. Ich werde mir demnächst auch ein ganzes Stück von den Haaren abschneiden lassen, mit der Hoffnung, dass das hilft.

Jetzt komme ich zum Ende meiner Rundmail und freue mich, wenn ich euch einen kleinen Einblick in mein Leben hier geben konnte. Ich bin dankbar für alle Erfahrungen die ich hier mit Gott und den Menschen machen kann.
Die nächste Mail wird nicht so lange auf sich warten lassen und ich habe auch schon neue Themen, über die ich schreiben werde im Kopf .
Über eure Mails freue ich mich immer sehr, auch wenn ich oft etwas länger zum Antworten brauche. Manchmal ist das Internet hier auch einfach so gemein, dass es meine Mails nicht verschicken will und ich bemerke das erst später. Schreibt trotzdem fleißig ;​-).

Herzliche Grüße
Samira

Redakteur

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03. April 2012, 20:57

1. Rundbrief aus Argentinien

Hallo meine Lieben,
hier kommt mein hoffentlich lang ersehnter erster Rundbrief aus dem Gaucholand ;​-).
Bisher bin ich schon über zwei Woche hier, was sich gleichzeitig sehr kurz und auch sehr lange anfühlt.
Die ersten Tage verbrachten wir sechs Volontäre in Buenos Aires, wo uns unser Mentor am Flughafen in Empfang nahm. Schon als wir vom Flughafen zum Haus unseres Mentors fuhren sah ich die großen Gegensätze, die es in dieser Stadt, aber auch im ganzen Land gibt. Wir fuhren an Stadtvierteln vorbei, in denen alle Häuser illegal gebaut waren (dort gab es auch illegale Schulen, Apotheken, Ärzte, Supermärkte…) und sowohl sehr, sehr heruntergekommen als auch ärmlich aussahen, aber auch an wunderschönen großen Häusern.
In Buenos Aires wohnten wir dann in Gastfamilien, die uns sehr liebevoll aufnahmen. Als wir gehen mussten, fühlten wir uns schon halb wie ihre Kinder. Meine ganze Familie bekam auch eine Einladung nach Buenos Aires und wir sollten bloß kein Hotel nehmen, wenn wir mal da sind, sondern bei ihnen schlafen . Vom Pastor einer Baptistengemeinde in Buenos Aires und einigen Jugendlichen aus der Gemeinde, wurden uns auch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt gezeigt. Am Sonntag sind wir dann auch in den Gottesdienst gegangen und was gab es da zum Abendmahl gab hat mich dann doch ein bisschen überrascht: Apfelkorn oder alternativ Bananensaft! :​D
Seit eineinhalb Wochen sind wir jetzt in Alem, in dem Kinderheim in dem ich arbeite ankommen. Wir, das heißt momentan noch sechs Volontäre. Allerdings reisen Anni und Niklas am Montag nach Virasoro ab, wo sie als Volontäre in einer Gemeinde eingesetzt werden sollen und wir bleiben zu viert hier.
Auf der Fahrt von Buenos Aires nach Alem, hatten wir die schon die Gelegenheit unsere Chefin Elfi ein wenig kennenzulernen. Wir sind mit ihr und ihrer Familie die 13 Stunden Fahrt in einem rumpeligem Bus vom Kinderheim gefahren. Irgendwie hatte das auch was lustiges und Elfi ist wirklich nett.
Die Argentinische Fahrweise weicht auch „leicht“ von der deutschen ab… Rote Ampeln sind kein Hindernis zu fahren, man schaut halt an der Kreuzung, ob ein Auto kommt und fährt anschließend in aller Ruhe über die rote Ampel, rechts vor links gibt es nur theoretisch, eigentlich gilt das Recht des Größeren, bzw. dessen, der als erstes da ist, nur die Geschwindigkeit wird genauso überschritten, wie bei uns. Sehr interessant war es für mich auch, als mir der Hausmeister vom Kinderheim erzählte, dass es hier eine Art TÜV gibt, wo die Autos regelmäßig zur Kontrolle müssen, aber trotzdem Blechbüchsen rumfahren, die bei uns sofort aus dem Verkehr gezogen werden würden, obwohl es hier auch unzählige Polizeikontrollen gibt. Naja, einen gefälschten Führerschein kann man sich hier ja auch sehr leicht kaufen…
In unserer ersten Woche in dem Kinderheim konnten wir uns erst mal ein wenig einleben, haben das ganze Gelände gezeigt bekommen (die Kinder leben hier in Familiengemeinschaften mit 8 – 13 Kindern pro Familie und jede Familie hat ihr eigenes Haus, es gibt Spielplätze, ein Volleyballfeld, das gleichzeitig ein Basketballfeld ist, ein Fußballfeld und natürlich das Administrationshaus) , einige der Kinder kennengelernt und wurden etwas eingearbeitet. Wir sind zu dem Großeinkauf für das ganze Kinderheim nach Posadas mitgekommen, wo wir meiner Meinung nach aber zunächst keine große Hilfe waren, denn wir mussten uns erst mal in dem riesigen Laden, wo es alles nur in Großpackungen gab zurechtfinden und einiges für uns selber besorgen, auch an Haushaltgeräten. In unserer Wohnung gab es nämlich viele Sachen nicht, da die Volontäre vom letzten Jahr in der anderen Haushälfte wohnten und wir ihre alten Haushaltsgeräte offensichtlich leider nicht bekommen haben.
Die Wohnung musste außerdem von oben bis unten geputzt werden, obwohl Elfi extra betont hat, dass sie sauber gemacht wurde… unter sauber haben wir uns aber etwas anderes vorgestellt und so hieß es für uns zur Begrüßung gleich einen Großputz zu machen. Den Kampf gegen die Kakerlaken haben wir leider immer noch nicht gewonnen, auch wenn wir geschrubbt haben ohne Ende. Ich glaube, den werden wir auch bis zum Ende unserer Zeit hier nicht mehr gewinnen, aber inzwischen schreien wir meistens nicht mehr auf, wenn wir eine Kakerlake sehen, sondern töten sie einfach mit unserem Kakerlakenspray, das wir immer vorrätig haben (das muss auch sofort gemacht werden, sonst sind sie schon wieder hinter dem Küchenschränken verschwunden…).
Gleich am ersten Freitag, den wir hier verbrachten, wurden wir von Elfi und ihrer Familie zu einem Open Air Konzert mit vielen bekannten Argentinischen Künstlern in Posadas mitgenommen. Unglaublich wie unsere Chefin da abging! Irgendwann wurden wir auch etwas lockerer und es war echt ein sehr lustiger Abend.
Zum Asadoessen wurden wir auch gleich am ersten Wochenende von ihr eingeladen. Ich stehe da ehrlich gesagt noch nicht so drauf, aber vielleicht kommt das ja noch. Wir haben trotzdem alle so viel gegessen, dass wir aussahen, als wären wir mindestens im vierten Monat schwanger (wir stehen jetzt jeden zweiten Tag um sechs Uhr auf, um joggen zu gehen, damit wir nicht ganz so viel zunehmen… später ist es schon jetzt zu warm dazu).
Die Jugend der Gemeinde in Alem haben wir auch gleich am ersten Samstag hier besucht. Super viel haben wir zwar nicht vom Thema verstanden, aber wir sind danach mit einigen Jugendlichen Pizzaessen gegangen… um 12 Uhr nachts. Das ist hier am Wochenende völlig normal, es war auch noch rappelvoll in dem Lokal. So kamen wir auch erst spät nach Hause, aber hier ist der Gottesdienst am Sonntag zum Glück erst um sieben Uhr abends, weil sonst niemand kommen würde, wie uns versichert wurde.
Diese Woche haben wir dann richtig angefangen zu arbeiten. Alle von uns haben unterschiedliche Aufgaben, die jeden Monat getauscht werden. Ich bringe momentan morgens die Erstklässler zur Schule und hole sie ab, in der Zeit dazwischen helfe ich dem Hausmeister Rodolfo, eins der Häuser zu renovieren (zur Zeit muss ich die Decke über der Terrasse streichen) und Nachmittags helfe ich dem Gärtner Lino in dem Gemüse- und Obstgarten, der zum Heim gehört. Letzteres ist echt langweilige Knochenarbeit, da alle Felder per Hand bestellt werden und ich manchmal Stundenlang auf die harte Erde einkloppen muss. Mich wundert es inzwischen auch nicht mehr, dass Lino Selbstgespräche führt… Ich selber habe jetzt angefangen häufiger kleine Pausen zu machen und bei der Arbeit zu singen, damit es nicht so langweilig ist. Wenn jemand noch Tipps hat, wie ich mir bei dieser Arbeit die Langeweile vertreiben kann, kann er mir gerne schreiben ;​). Nach der Arbeit bin ich immer total fertig und muss schnell unter die Dusche springen. Vormittags macht mir die Arbeit aber glücklicher Weise mehr Spaß. Ab nächsten Monat muss ich dann morgens mit Lino zusammenarbeiten und werde Nachmittags mit den Kindern das Gelände aufräumen, was dann etwas geselliger ist.
Ansonsten kommt man hier schnell mit dem Kindern in Kontakt, die Kleinen schenken uns jeden Tag frische Blumen oder malen uns Bilder und mit den Großen kann man sich gut unterhalten, Matetee oder Tereré (in etwa Matetee mit kaltem Saft aufgegossen) trinken oder Volleyball spielen (die sind hier alle halbe Profis darin!​). Die Verständigung klappt zwar noch nicht einwandfrei, aber wir merken schon, wie wir besser werden und mehr reden. Wenn man mit den Leuten hier zusammen ist, bekommt man ganz schnell gute Laune .
Mit den Jungen ist es hier auch so eine Sache. Uns wurde schon vorher gesagt, dass sich die Älteren jedes Jahr in die Volontärinnen „verlieben“ und viel flirten. Das mit dem Flirten stimmt auf jeden Fall, es ist hier eine ausgeprägte Kunst, die bei mir allerdings nicht sehr gut ankommt und „hola chicas“ rufen ist hier eine Art Volkssport für die Männer. Von unserer Chefin wurde uns auch beigebracht, dass man als Frau laut „iQue lindo hombre!​“ („Was für ein schöner Mann!​“) rufen sollte, wenn er einem gefällt :​D.
Ansonsten stimmen viele der Klischees über Argentinien, aber unpünktlich haben wir die Argentinier noch nicht wirklich erlebt. Meistens sind sie bisher pünktlich und wir müssen uns fast erst mal an diese Pünktlichkeit gewöhnen. Aber vielleicht sind sie auch nur so pünktlich, weil wir deutsch sind und sie denken, dann müssten sie auch pünktlich sein ;​).
So, ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick über mein Leben hier geben. Bald gibt es auch Neuigkeiten auf meiner Homepage (www.​samira-argentina.​de), auch wenn ich es bisher noch nicht geschafft habe viel hochzuladen.
Über Mails von euch freue ich mich, auch wenn ich vielleicht länger brauche, um sie zu beantworten, denn ich bin hier nicht so häufig im Internet.
Liebste Grüße,
Samira

Redakteur

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23. November 2011, 17:23

Ausflug zu den Iguazú-Wasserfällen

Am letzten Samstag haben wir zusammen mit einigen Jugendlichen aus dem Heim und noch anderen Leuten einen Ausflug zu den Iguazú-Wasserfällen gemacht.

Das Ganze kam sehr kurzfristig auf uns zu, aber letztendlich machten wir uns am Samstag um vier Uhr morgens mit einem Reisebus auf den Weg zu den Wasserfällen und mussten noch nicht mal etwas bezahlen – weder für den Bus, noch für den Eintritt in den Nationalpark.

Was wir nach der vierstündigen Busfahrt dann, bei schönstem warmen Sonnenschein, zu sehen bekamen, war echt beeindruckend.

Die Wasserfälle erstrecken sich auf einer Länge von 2,​7 Kilometern und einige sind bis zu 82 Meter hoch, damit ihr eine kleine Vorstellung davon bekommt. Nicht umsonst gehören die Wasserfälle seit kurzem zu den Sieben neuen Weltwundern der Natur.

Vor diesen Wasserfällen zu stehen und sie mit allen Sinnen zu spüren ließ mich wieder einmal über die Schöpfung Gottes staunen.

Von etwas weiterer Entfernung hatte man einen großen Teil der Wasserfälle gut im Blick und konnte sich eine Bild von den Ausmaßen dieser Wasserfälle machen.

Mir hat es aber mehr gefallen nah dran zu sein, in den Teufelsschlund zu blicken oder sich am Fuße der Wasserfälle vom Wasser nassspritzen zu lassen.

Im Teufelsschlund, einer großen U-förmigen Schlucht, wo jeden Tag mehrere millionen Liter Wasser in die Tiefe fallen, gefällt es den Vögeln zu fliegen und eine schöne Dusche zu genießen. Als ich das sah, wäre ich gerne ein Vogel gewesen ;​-). Aber ich wurde dort auch etwas nass und später, am Fuß der Wasserfälle wurde ich mit meinen ganzen Klamotten durch und durch durchnässt. Das war bei dem sonnigem und warmen Wetter aber auch sehr angenehm. Bis zur Rückfahrt war wieder alles getrocknet.

Außer den Wasserfällen war auch das Naturschutzgebiet um die Wasserfälle herum wunderschön. Ich konnte mir den Urwald mit Lianen und riesigen Bäumen anschauen (auch wenn wir nur auf den Wegen waren, wo alle Touristen sich herumtreiben) und habe Tiere gesehen, die ich bisher nur im Zoo betrachten konnte, z.​B. Tukane und Nasenbären.

Auf der Rückfahrt mit dem Bus bekam ich auch wieder ein paar unfreiwillige Duschen, da die Klimaanlage etwas kaputt war und über meinem Platz das ganze Kondenswasser runter tropfte… bis ich mir dann schlauer Weise einen anderen Platz suchte.

Außerdem MUSSTEN wir auf der Rückfahrt Bier trinken. Erst wollten wir nicht, als es uns angeboten wurde, aber da für die Argentinier klar war „das sind Deutsche und Deutsche trinken Bier“, konnten wir es am Ende nicht ablehnen. Argentinisches Bier schmeckt wie Wasser mit etwas Bier gemischt… Ich fand es gar nicht so schlecht, aber ich wette für deutsche Männer wär das nichts ;​-). Die Art und Weise, wie wir das Bier tranken, war auch sehr argentinisch. Es wurde uns in einem Blechbecher angeboten und wir tranken alle aus dem selben Becher. Das ist hier völlig normal, aber ich fand die Vorstellung man würde das in Deutschland genauso machen doch sehr amüsant.

Die Zeit verging viel zu schnell und ich wäre gerne noch länger dort geblieben, aber das war sicher nicht das letzte Mal, dass ich mir die Wasserfälle während meiner Zeit hier anschaue.

Das war dann auch schon mein kleiner Bericht, Fotos folgen, sobald das Internet hier nett genug ist sie hochzuladen :​-).

Redakteur

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26. Oktober 2011, 00:40

Fest im Kinderheim und Schlemmen, bis man rollen kann

Dieses Wochenende war ordentlich was los hier bei uns. Am Freitag kam Carlos Waldow von der EBM, hat gecheckt, ob hier alles läuft und auch ein Gespräch mit uns Volontären geführt. Mittags gab es dann das erste Asado (Grillen) unseres Wochenendes, denn wir aßen zusammen mit unserer Chefin, ihrer Familie und Carlos.
Nachmittags liefen dann die Vorbereitungen für das Fest des Kinderheims, dass in der nahegelegenen Schule stattfand und zu dem ca. 180 Leute kamen, auf Hochtouren. Es mussten Tische aufgestellt, gedeckt, dekoriert und das Essen vorbereitet werden. Das Resultat der Arbeit war ein sehr schönes Abendessen, natürlich wieder mit Asado… Der Chor des Kinderheims sang einige Lieder und die Kinder führten ein paar eingeübte Tänze auf (z.B. auch Waka-Waka), was super niedlich war. Auch wir Volontäre mussten, nicht unbedingt zu unserer Begeisterung, etwas vortragen… Wir sagen zwei deutsche Kinderlieder mit Bewegungen, die Übersetzung wurde mit dem Beamer an die Wand projiziert. Ich kam mir ein wenig, wie eine verzweifelte Animateurin vor, aber letztendlich war es doch nicht so schlimm. Auch unsere beiden Volontäre aus Virasoro (Anni und Niklas) waren zu dem Fest gekommen und verbrachten mit uns das Wochenende.
Als das Fest gegen halb zwölf zu Ende war, war unser Tag allerdings noch nicht vorbei. Wir wurden noch in den „Arca Pub“, ein Pub der Gemeinde, in dem an diesem Freitag eine Rockband spielte, entführt. Letztendlich lagen wir um drei Uhr im Bett und mussten um 6 Uhr morgens wieder aufstehen, um die Spuren des Freitagabend in der Schule zu beseitigen. Das hieß für mich mindestens zwei Stunden lang Geschirr per Hand abwaschen, Spülmaschinen hab ich bisher auch noch nie in Argentinien gesehen.
Um halb elf ging es dann auch gleich schon mit dem nächsten Programmpunkt weiter. Wir fuhren nach Oberá zu unseren Co-Mentoren und ihren Kindern. Dort verbrachten wir einen sehr schönen und erholsamen Tag, etwas außerhalb im Grünen. Wir redeten viel und vor allen Dingen aßen wir schon wieder viel. Dieses Mal Hamburger, Kuchen sowie weiteres süßes Gebäck und von allem nicht zu knapp. Mit den Kindern unseres Mentorenehepaars verstehen wir uns auch sehr gut, denn sie haben ein ähnliches Alter wie wir (16, 18 und 22 Jahre). Abends gingen wir dann noch in die Jugendstunde einer Baptistengemeinde in Oberá, danach, oh Wunder, aßen wir wieder, dieses Mal Hotdogs und Eis. Ich musste allerdings passen, bei mir ging absolut nichts mehr rein und ich ließ das Abendessen ausfallen (Ich bin jetzt noch satt und ich hab das unbestimmte Gefühl, dass das Wochenende der Grund ist… ;-)).
Da wir alle sehr müde waren, gingen wir fürs Wochenende hier verhältnismäßig „früh“ uns Bett, das heißt gegen zwei. Am nächsten Morgen ging das Schlemmen dann weiter… uns wurde zum Frühstück Brot, viele verschiedene aufstriche und vor allen Dingen viel Obst aufgetischt (Mango, Papaya und Wassermelone). Danach führten wir das „Powerchillen“ fort, unsere Gastgeber mussten alle wählen gehen, denn in Argentinien ist man dazu verpflichtet zu wählen (obwohl alle vorher schon wussten, dass Christina, wie sie hier von allen genannt wird, wieder gewählt wird… am Tag vor der Wahl darf übrigens in Argentinien kein Alkohol verkauft oder ausgeschenkt werden, vor der Wahl in der Öffentlichkeit Alkohol zu trinken ist ebenfalls verboten und am Tag der Wahl dürfen bis sechs Uhr abends keine öffentlichen Veranstaltungen stattfinden).
Wir verbrachten einen geselligen Vormittag bis zum Mittagessen… und was gab es zum Mittagessen? Asado natürlich, wie sollte es anders sein, wenn man in Argentinien mit vielen Leuten zusammen ist.
Zum Nachtisch gab es eine super leckere Torte und ich hab langsam angefangen mich zu fragen, in welcher „Form“ ich wohl nach Deutschland zurück kommen werde… Ob ich schon zugenommen habe? Keine Ahnung, wir haben keine Waage und ich habe bisher nicht das Verlangen verspürt mich in einer der Apotheken wiegen zu gehen. Ich passe jedenfalls noch in meine Klamotten und gehe häufiger joggen ;-).
Nach dem Ausgiebigen Mittagessen ging es dann wieder zurück zum Kinderheim, aber es war für uns alle auch sehr erholsam mal zwei Tage lang etwas Abstand zu bekommen.
Jetzt gehen wir wieder frohen Mutes an die Arbeit, oder auch nicht, denn heute Nachmittag konnte ich wegen eines heftigen Gewitters nicht arbeiten… dann war erst mal eine ausgiebige Siesta angesagt, ich war nicht zu traurig… ;-)

Redakteur

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20. Oktober 2011, 21:36

Hilferuf nach Schokolade!!!

Nach Tagen melde ich mich mal wieder und dieses Mal nur, weil ich dringend Hilfe brauche ;). Die Schokolade, die man hier in Argentinien kaufen kann schmeckt nach alten billigen Schokoosterhasen und muss man sich nicht antun… Das heißt, ich bin auf Entzug! Ich bin also niemandem böse, der mir zufällig Schokolade schicken will (Adresse findet ihr unter Kontakt) ;). Gummibärchen und jegliche gummiartige Süßigkeiten gibt es hier übrigens auch so gut wie gar nicht, also bin ich gleich doppelt auf Entzug… :D
Abgesehen von dem Entzug und einem Sonnenbrand auf dem Rücken geht es mir aber immer noch sehr gut hier.
Diesen Freitag steht ein Fest des Kinderheims an, bei dem ganz viele „Freunde“ des Heims eingeladen sind. Es wird gegrillt und die Kinder haben alle kleine Sachen wie Lieder und Tänze vorbereitet, die sie aufführen werden. Carlos Waldow, Missionssekretär von EBM, den wir schon von unserem Vorbeireitungskurs in Deutschland gut kennen, wird auch anwesend sein.
Den Samstag und den Sonntag werden wir in Oberá (etwas größere Stadt ca. 30 km von Alem entfernt) bei unserem co-Mentorenehepaar verbringen und ich bin schon gespannt darauf, den Rest der Familien sowie die Stadt kennen zu lernen.

Redakteur

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06. Oktober 2011, 12:45

Großeinkauf in Posadas

Heute sind Juliane (eine andere Volontärin) und ich mit zum monatlichen Großeinkauf für das Kinderheim in Posadas gefahren, wo wir auch unseren eigenen Monatseinkauf erledigt haben. Nachdem wir uns das letzte Mal gar nicht zurecht gefunden haben in dem riesigen Einkaufsladen, wo es alles nur in Monsterpackungen gibt, waren wir stolz, als wir heute alle unsere Sachen recht schnell zusammen gesucht haben und dann Elfi und Sergio bei den Besorgungen für das Heim helfen konnten. Wir haben für uns selber allerdings so viel gekauft, dass die Verkäufer große Augen gemacht haben und gefragt haben, für wie viele Personen unser Einkauf denn sei… Als unsere Antwort vier war, haben sie uns mit unseren Einkäufe beäugt und gefragt für wie viel Monate wir denn in Argentinien bleiben ;-).

Also, wir hoffen, dass einige Sachen auch für mehr als für einen Monat reichen… aber wir sind halt zu faul ständig nach Alem in die Stadt zu laufen (bis zu „unserem“ Supermarkt brauchen wir 35 Minuten) und dann noch alles zu schleppen.

Jetzt sitzen erschöpft zu Hause, hören Latinomusik, die mich dennoch zum Tanzen anregt (ich hocke hier ganz zappelig vorm Computer, die Anderen lachen über mich ;-)) und warten darauf, dass die leckeren Empanadas fertig werden (danke an Sophia!!!).

Morgen gehe ich dann wieder meiner neuen Arbeit nach, denn wir tauschen sie monatlich. Ich arbeite jetzt morgens im Gemüsegarten und morgens ist die Arbeit dort doch tatsächlich etwas anders als nachmittags (weniger Unkraut entfernen, Felder umgraben oder Hühner jagen und mehr Eier einsammeln, Gemüse sowie Eier an die einzelnen Häuser des Heims verteilen oder eine Runde chillen ;-)). Nach der ausgiebigen Siesta (die man hier aber auch nötig hat…) arbeite ich demnächst immer im Hof, den ich zusammen mit einigen Jungen des Heims instand halten muss (Tannenzapfen einsammeln, rächen, Rasen mähen etc.). Ich bin ehrlich gesagt ganz froh, dass wir jeden Monat die Arbeit tauschen und ich freue mich schon auf die Sommermonate, in denen wir eine Art Ferienprogramm für die Kinder gestalten werden.


29. September 2011, 19:42

iQue calor!!!

Jetzt ist schon wieder etwas Zeit verstrichen und mir geht es glücklicher Weise immer noch gut :-). Es ist jetzt schon richtig warm hier, wir haben schon morgens um zehn Uhr 30 Grad im Schatten und es ist gerade mal Frühlingsanfang. Ich komme ganz schön ins Schwitzen, wenn ich mit den Kindern auf dem Schulweg Fangen spiele… Das ist allerdings noch gar nichts im Gegensatz zu der Arbeit im Gemüsegarten. In der prallen Sonne arbeite ich dort jeden Nachmittag drei Stunden bei ca. 35° C und diese Arbeit wäre auch ohne Sonne genug anstrengend. Allerdings versüßen mir die Kinder und Jugendlichen die Arbeit etwas. Es kommen jedes Mal vielen von ihnen mit mir mit und helfen mir, obwohl sie das nicht müssen. Und sie sind Teilweise wirklich eine echte Hilfe. Wenn sie keine Lust mehr auf die Arbeit haben, ist es trotzdem lustig sich mit ihnen zu unterhalten und nebenbei zu arbeiten. Sie bringen mir auch oft eiskalte Getränke und beim Schuften im Gemüsegarten kann ich mir nichts besseres vorstellen ;-). Nach der Arbeit bin ich dann total dreckig und verschwitzt (ich dusche hier unter Umständen drei Mal am Tag…), aber trotzdem spiele ich danach oft gerne noch eine Runde Volleyball oder mache einfach ein bisschen Quatsch mit dem Kindern. Inzwischen fühle ich mich hier wirklich zu Hause, auch wenn ich mich an manche Dinge noch gewöhnen muss (z.B. an die vielen Flirtversuche, die man gekonnt abblocken muss… oder die ständigen Fragen, ob argentinische Männer oder deutsche besser aussehen, ob man hier schon wen getroffen hat, den man attraktiv findet, ob man einen Freund hat, ob man einen hatte usw. … eine gute Ausrede ist zu sagen, dass man eher auf Blonde steht, davon gibt es hier nicht gerade viele ;-)).

Ich könnte jetzt noch viel mehr schreiben, aber das mache ich lieber in meinem nächsten Rundbrief. Wenn es euch in Deutschland zu kalt oder verregnet ist, kommt mich besuchen ;-).

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Kurz über mich:

 

Name: Samira Scheidt

Geburtstag: 02.04.1992

Heimartort: Gifhorn

Hobbys: Sport, Freunde treffen, Querflöte, Tanzen, herumnudeln, Sprachen